Das Kompartmentsyndrom (manchmal auch: Muskel-Logen-Syndrom) ist eine Unterbrechung des Blutflusses aufgrund einer Schwellung innerhalb eines "Kompartiments" (in der Regel einer Gliedmaße) des Körpers, die eine akute medizinische Versorgung erforderlich macht.
In der Regel wird die Schwellung durch eine Entzündung verursacht. Eine solche Entzündung kann z. B. durch eine Verletzung des betroffenen Körperteils ("Kompartiment") oder durch eine Operation verursacht werden. Die Schwellung kann sich nicht ausbreiten, da die Kompartimente durch nicht dehnbares Bindegewebe (in der Fachsprache: Faszien) getrennt sind. Also kommt es zu einer pathologischen Erhöhung des Drucks und in der Folge zu funktionellen Störungen von Gefäßen, Muskeln und Nerven bis hin zum Absterben von Zellen in den betroffenen Gewebe.
Als Kompartment (synonym: (Faszien)Loge) wird in der Anatomie ein "Raum" bezeichnet, der durch festes Bindegewebe (Bänder, Faszien oder Periost) begrenzt oder umschlossenen ist. Er enthält in der Regel Muskeln, Blutgefäße und Nerven, kann aber auch ein Spaltraum sein.
Die in einer Muskelloge zusammengeschlossenen Muskeln erfüllen prinzipiell ähnliche Aufgaben und die kanalartigen Strukturen bilden eine Art "Führung" für deren Bewegung.
Ursachen
Da sich das Bindegewebe zwischen den verschiedenen Kompartimenten nicht dehnen kann, um der Schwellung mehr Raum zu geben, kann bereits eine kleine Blutung im Kompartiment oder eine Schwellung der Muskeln im Kompartiment den Druck stark erhöhen. Das Kompartmentsyndrom tritt relativ häufig auf bei:
- Brüchen des Schienbeins oder des Unterarms
- bei der Wiederherstellung der Durchblutung in Arm oder Bein nach einer Zeit des Sauerstoffmangels
- Blutungen
- Gliedmaßen in Gips
- Quetschungsunfällen
- Verbrennungen
Pathophysiologie
Jeder Druckanstieg innerhalb eines Kompartiments (oder eine Volumenverringerung eines Kompartiments) kann zu einem Kompartmentsyndrom führen. Durch den Druckanstieg werden die Kapillaren zusammengedrückt, wodurch die Blutversorgung beeinträchtigt wird. Der daraus resultierende Sauerstoffmangel setzt Zytokine frei, die Entzündungen auslösen. Diese Zytokine führen direkt und indirekt dazu, dass Flüssigkeit angezogen wird und ein Ödem entsteht. Diese Flüssigkeit erhöht den Druck innerhalb des Kompartiments weiter. Infolgedessen kommt der Abfluss von Blut und Flüssigkeit aus dem betroffenen Kompartiment zum Erliegen und der Druck steigt wieder an. Größere Blutgefäße können ebenfalls zusammengedrückt werden, und es kommt zu einem verstärkten Sauerstoffmangel.
Der normale Druck in einem Kompartiment liegt bei etwa 0 mm Hg. Wenn der Druck auf 30 mmHg oder mehr ansteigt, werden kleine Blutgefäße zusammengedrückt und es kommt zu Sauerstoffmangel im Kompartiment. Für medizinische Fachkräfte ist der Blutdruck besonders wichtig. Liegt der Unterdruck weniger als 30 mmHg über dem Druck im Kompartiment, ist die Situation ernster.
Symptome
Es gibt im englische Sprachraum die 5 "P"s, die auf ein Kompartmentsyndrom hinweisen können:
- Schmerzen (Pain), die stärker sind, als man aufgrund des klinischen Bildes erwarten würde. In der Regel wird der Schmerz als sehr intensiv, tief, ständig vorhanden und nicht leicht zu lokalisieren beschrieben. Der Schmerz verschlimmert sich, wenn die im betroffenen Kompartment liegenden Muskeln gedehnt werden, und verschwindet nicht nach Verabreichung von Analgetika (einschließlich Morphin).
- Parästhesien, oft beschrieben als veränderte Empfindungen wie Kribbeln, Nadelstiche oder ein schlafender Fuß oder Bein
- Blässe (Paleness)
- Lähmung (Paralyse) tritt oft spät auf.
- Pulslosigkeit (Fehlen des Pulses) wird fast nie festgestellt, da der Oberdruck meist höher ist als der Kompartmentdruck. Außerdem muss das Blutgefäß für die Pulslosigkeit durch das betroffene Kompartiment verlaufen.
Manche Mediziner unterscheiden ein sechstes P: Poikilothermie oder Kälte. Die zuverlässigsten Anzeichen sind die ersten beiden P's: Schmerz und Kribbeln.
Diagnose
Das Kompartmentsyndrom kann durch Messung des Drucks im Kompartment diagnostiziert werden. Es gibt unterschiedliche Standards dafür, was als "Überdruck" gilt. Der normale Kompartmentdruck sollte zwischen 10 und 20 mmHg liegen; alles, was darüber liegt, gilt als pathologisch und sollte behandelt werden. Manche halten ein Wert von bis zu 30 mmHg für "normal".
Behandlung
Um den Druck vom Kompartment zu nehmen, ist meistens eine Operation erforderlich, bei der das Bindegewebe zwischen den Kompartimenten durchtrennt wird. Eine solche Operation wird in der Regel von einem Unfallchirurgen oder Gefäßchirurgen durchgeführt und als Fasziotomie bezeichnet.
Komplikationen
Wenn das Kompartmentsyndrom nicht behandelt wird, werden die Muskeln und Nerven im Kompartment irreparabel geschädigt und sterben ab.