Ein künstliches Knie (Knieprothese) ist ein Gelenkimplantat, das die defekten Gelenkflächen des Knies ersetzt, mit dem Ziel, wieder einen stabilen Stand, Beugung und Streckung zu ermöglichen und einen guten Gehumfang wiederherzustellen.
Epidemiologie
Die Knieprothese ist eine der am häufig durchgeführte Operationen: In Deutschland werden jährlich etwa 40.000 Knieprothesen eingesetzt. Im Vergleich dazu wurden „nur“ 10.000 künstliche Hüftgelenke (Hüftprothesen) implantiert.
Indikationen
Ein künstliches Kniegelenk wird grundsätzlich nur bei schweren Beeinträchtigungen eingesetzt: fortgeschrittene Arthrose, rheumatoide Arthritis, traumatisch bedingte Zerstörungen.
Mit einer Knieprothese (KPT) werden 3 Ziele verfolgt: Schmerzlinderung, Wiederherstellung der Gliedmaßenachsen und Wiederherstellung des Bewegungsumfangs des Knies.
Die technischen Anforderungen and das Material sind hoch: Die Knieprothese muss vor allem Beugung und Streckung zulassen und gleichzeitig abnormalen Bewegungen wie Varus, Valgus oder übermäßiger Translation widerstehen können.
Die Genauigkeit der Knochenschnitte und der Weichteilpräparation sind die wichtigsten Garanten für gute Ergebnisse.
Technologie
Das Implantat besteht aus Metall (Chrom-Kobalt-Stahllegierung, Titan) und Polyethylen (tibiale Seite).
Zur Befestigung am Knochen wird entweder chirurgischer Zement (Polymethylmetacrylat) oder ein zementfreies Befestigungssystem verwendet.
Knieprothesen können prinzipiell in 2 Kategorien eingeteilt werden:
- Gleitprothesen: Das Femurimplantat gleitet auf dem Tibiaimplantat, das wiederum als feste oder bewegliche Platte, ultrakongruent und/oder posterior-stabilisiert ausgeführt werden kann.
- Zwangsprothesen: Hier gibt es ein Scharnier zwischen dem Femur- und dem Tibiaimplantat.
Es gibt eine dritte Zwischenkategorie:
- halbverspannte Prothesen: Schalen zwischen Femur- und Tibiaimplantat.
Der chirurgische Eingriff dauert etwa eine Stunde und 30 Minuten. Die Dauer kann je nach Erfahrung des Teams und Geschicklichkeit des Chirurgen sowie dem Ausmaß der Kniedeformitäten variieren.
Perioperative Pflege
Der Krankenhausaufenthalt dauert in der Regel weniger als acht Tage (einseitige fortgeschrittene Gonarthrose), aber auch länger, wenn der Chirurg es für klug hält. Der Operierte stützt spätestens nach 48 Stunden vollständig, außer in Ausnahmefällen. Die postoperative Antikoagulationstherapie ist die Regel, je nach Vorgeschichte und Gesamtmobilität des Patienten mehr oder weniger intensiv oder „kurativ“, und zwar zur Vorbeugung einer thromboembolischen Krankheit. Moderne Behandlungstechniken wie die schnelle Genesung nach der Operation ermöglichen es, die Aufenthaltsdauer auf vier Tage und manchmal sogar noch weniger zu verkürzen. Einige Patienten können sogar von einer ambulanten chirurgischen Behandlung für unikompartimentelle Knieprothesen oder sogar für totale Knieprothesen profitieren.
Dies geschieht durch eine sehr frühe Mobilisierung des Gelenks, die wiederum von einer perfekten Schmerzbehandlung abhängig ist. Die intraoperative Infiltration mit einer Mischung aus einem Schmerzmittel, einem Entzündungshemmer und Adrenalin ist ein Faktor, der das Erreichen dieser nahezu perfekten Schmerzlinderung erleichtert, und tendiert daher dazu, sich zu verbreiten.
Die Entzündung ist zwischen 2 und 6 Tagen nach der Operation am stärksten und nimmt dann im Laufe der Wochen allmählich ab.
Eine Schwellung des Knies tritt innerhalb von Stunden oder Tagen nach der Operation auf. Es ist 3 bis 8 Tage nach der Operation am größten. Im Durchschnitt ist es um 35 % größer als vor der Operation. Drei Monate nach der Operation ist das Volumen um weitere 11 % erhöht.
Rehabilitation
Eine frühzeitige Rehabilitation durch Physiotherapeuten/Physiotherapeuten wird empfohlen. Sie beginnt bereits am Tag nach dem Eingriff, wenn keine Komplikationen auftreten, spätestens jedoch innerhalb von zwei Wochen, um als frühzeitig bezeichnet zu werden und hinsichtlich der Qualität und Geschwindigkeit der Erholung effektiver zu sein.
Die Physiotherapeuten führen gemeinsam mit den Patienten eine Bestandsaufnahme durch, um die Ziele der Behandlung festzulegen, die in der Regel folgende sind:
- die Wiederherstellung der Gelenkamplituden des Knies in Beugung und Streckung
- die Wiederherstellung der Muskelkraft der Muskeln der unteren Extremität
- die Überwachung, dass keine Komplikationen auftreten und die Schmerzen nachlassen
- die Wiederaufnahme der Aktivitäten des täglichen Lebens und anschließend des Sports
Der Aufenthalt in einem Rehabilitationszentrum ist nicht erforderlich, wenn die Nachwirkungen einfach sind. Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus erfolgt die Rehabilitationsbehandlung zu Hause oder in einer Praxis.
Nach der Operation kehren 88 % der Menschen zu ihrem vor der Operation bestehenden Niveau an körperlicher und sportlicher Aktivität (z.B. Laufen) zurück. Zehn Jahre später treiben immer noch 70 % Sport. Ein Forschungsteam kommt jedoch zu dem Schluss, dass operierte Patienten dazu neigen, zu optimistische Erwartungen in Bezug auf die funktionelle Erholung zu haben und die Erholungszeit zu unterschätzen.
Sport
Die allgemeine Erfahrung besagt, dass je pfleglicher Sie mit Ihrem Kunstknie umgehen, desto länger wird es halten. Je mehr Stoẞbelastungen an der Grenzschicht zwischen Knochen und Prothese auftreffen, desto eher wird die Prothese auslockern und auch für den Alltag un- brauchbar werden. Wenn Sie mit Ihrer Knieprothese täglich Seilspringen, wird sie wesentlich schneller auslockern, als wenn Sie damit nur langsam spazieren gehen.
Zum Laufsport: Abhängig von Ihrem Laufstil (biomechanische Hebel), Ihrem Trainingsregime (Kilometerumfang und Laufgeschwindigkeit), dem Schuhwerk, das Sie tragen, dem Untergrund auf dem Sie laufen (harte Böden, Bergab- lauf) und dem Funktionszustand Ihrer Muskulatur (elastisch oder verspannt), wird Ihre Knieprothese früher oder später auslockern. Laufen ist nun mal eine Sportart, die mit hohen Stoẞbelastungen einhergeht.
Möchten Sie das gesetzesmäßige, unausweichliche Auslockern der Prothese zeitlich nach hinten verschieben, so sollten Sie gar nicht mehr ambitioniert und auf Zeiten laufen! So schwer das auch fallen mag; schmerzfreies Gehen im Alltag und sportliche Aktivitäten wie Radfahren, Schwimmen mit Kraulbeinschlag, Skilanglaufen, Golfen und Inline-Skaten bis an Ihr Lebensende sind wertvoller. In den meisten Fällen können Sie damit wesentlich mehr Lebensqualität erreichen.
Quelle: www.derlaufdoktor.de / Dr. Tasso Vounatsos