Bei einem Leistenbruch (Hernia inguinalis) handelt es sich um eine Ausstülpung des Bauchfells in der Leistengegend, die dazu führt, dass sich Organe, die sich normalerweise in der Bauchhöhle befinden (z. B. der Dünndarm), vorwölben. "Hernie" leitet sich vom lateinischen "hernia" = ‚Bruch‘ ab, und dieser beruht meistens auf einer Bindegewebsschwäche (Überlastung, altersbedingt, genetisch).
Der Leistenkanal (Canalis inguinalis) ist ein anatomischer Durchgang in der vorderen Bauchwand auf jeder Seite des Körpers, der bei Männern die Samenstränge und bei Frauen das Ligamentum teres uteri („rundes Gebärmutterband“) führt. Die Leistenkanäle sind bei Männern größer und ausgeprägter.
Häufig sind Regionen um den Bauchnabel sowie die seitliche untere Bauchgegend (neben dem sogenannten "Schambereich") betroffen. An diesen Stellen befindet sich lediglich Bindegewebe (Fascie) zwischen den Körpereingeweiden und dem Unterhaut-Fettgewebe (und keine Muskelschicht). Geläufige Begriffe sind deshalb der „Nabelbruch" oder ein "Narbenbruch" nach Operationen.
Arten
Es lassen sich mehrere Arten von Leistenbrüchen unterscheiden, die zum Teil von der Stelle ("Bruchpforte") abhängen, an der sich der Inhalt der Bauchhöhle ausbeult.
- Der angeborene Leistenbruch, der durch einen fehlenden Verschluss des (Processus vaginalis peritonaei), Nuck-Passage bei Frauen und Processus vaginalis bei Männern entsteht;
- der direkte (durch die hintere Wand des Leistenkanals) Leistenbruch, hinter der Arteria epigastria inferior;
- der indirekte Leistenbruch (durch den Anfang des Leistenkanals (Anulus inguinalis profundus) im Leistenkanal in Richtung Hodensack), vor der Arteria epigastria inferior;
- die Hernia femoralis (die Öffnung, durch die die großen Blutgefäße zum Bein verlaufen).
Symptome
Der Patient (in der Regel ein Mann) bemerkt eine Vorwölbung in der Leiste, die sich beim Pressen hebt und (zunächst) zurückgeht, wenn er aufhört zu pressen oder sich hinlegt. Später kann der Patient die Ausstülpung in der Regel selbst zurückschieben ("zurücklegen"). Früher wurden zu diesem Zweck auch "Bruchbänder" verwendet, Vorrichtungen, die Druck auf die Bruchstelle ausübten, um zu verhindern, dass sich der Bauchinhalt vorwölbt.
Ein Leistenbruch geht oft mit Beschwerden einher, etwa einem stechenden Gefühl in der Leistengegend. Oft hat der Patient aber auch gar keine Beschwerden. Wenn der Inhalt des Bruchsacks an der Bruchpforte, der engsten Stelle, eingeklemmt wird, kommt es durch die Einklemmung der Blutgefäße zu starken Schmerzen; dies ist ein medizinischer Notfall, der bald operiert werden muss, da es zu Nekrosen und Gangrän der Darmwand kommen kann.
Ursachen
Eine Leistenhernie kann verschiedene Ursachen haben. In der Regel handelt es sich um eine Schwächung der Bauchwand. Diese kann angeboren sein oder die Folge von schwerem Heben, Übergewicht, Verstopfungsproblemen beim Stuhlgang oder starkem Husten. Das lange Spielen von Blasinstrumenten erhöht ebenfalls das Risiko, einen Leistenbruch zu entwickeln. Ein breiter Leistenkanal begünstigt auch das Auftreten von Brüchen.
Behandlung
Da das Leiden nicht von selbst heilt, kann ein chirurgischer Eingriff erforderlich sein. Traditionell wird ein Leistenbruch repariert, indem das Bauchfell mit Gewebe aus der Bauchwand selbst wiederhergestellt wird. Häufig wird zu diesem Zweck auch eine Kunststoffmatte verwendet, die so genannte Lichtenstein-Methode". Seit Ende der 1990er Jahre kann ein Leistenbruch auch durch eine Schlüssellochoperation (laparoskopisches Verfahren) behandelt werden.
Die chirurgische Versorgung eines Leistenbruchs ist nur dann notwendig, wenn der Patient Beschwerden hat (wie bei einem Stressbruch). Eine schmerzlose Schwellung bei Druckausübung in der Leiste ist kein Grund für eine Operation. Wenn sich ein solcher Leistenbruch jedoch weiter vergrößert, kann eine Operation notwendig werden.
Besteht bei dem Patienten eine Kontraindikation für eine chirurgische Behandlung, wird eine konservative Behandlung mit einem Bruchband durchgeführt. Das Bruchband besteht aus einem zirkulären Band mit einer Pelotte an der Bruchpforte und einem Leistenband, um den Bruch richtig zu stützen.
Eine Neuentwicklung ist die Leistenbruch-Hochdruckhose mit anatomisch geformten Druckpelotten, die an der Innenseite der Hose eingesetzt werden. Dies sorgt für einen ausreichenden Gegendruck bei täglichen Aktivitäten.
Die Dauer der Einschränkungen ist von der Art der operativen Versorgung abhängig und zudem sehr individuell. Einige Operateure reglementieren nach Sportarten, so dass Aktivitäten mit Pressatmung (und damit auch Geschlechtsverkehr) für 2-4 Wochen untersagt werden. Andere gestatten leichte sportliche Aktivitäten bereits nach dem Abklingen des Wundschmerzes. In jedem Fall sind die Empfehlungen des Chirurgen ernst zu nehmen, denn er hatte Sie ja "unter dem Messer" und damit einen Eindruck ihrer physiologischen Verfassung. Nehmen Sie davon Abstand, es durch eine Internetrecherche "besser wissen" zu wollen.
Epidemiologie
Der Leistenbruch tritt bei beiden Geschlechtern aller Altersgruppen im Verhältnis Männer : Frauen = 9 : 1 auf. Jährlich erkranken ca. 0,5 % der Bevölkerung neu an einem Leistenbruch. Im Kindesalter tritt er bei ein bis drei Prozent aller Kinder, bei Frühgeborenen bei etwa fünf Prozent auf.