Die Kniescheibe (lat . Patella) ist ein dicker, dreieckiger Knochen an der Vorderseite des Kniegelenks.
Die Kniescheibe ist das größte Sesambein im menschlichen Körper. Sie ist in die Sehne des Musculus quadriceps femoris (der großen Muskelgruppe an der Vorderseite des Oberschenkels) eingebettet und hat die Aufgabe, die Kraftübertragung von diesem Muskel auf den Unterschenkel zu verbessern. Unterhalb der Kniescheibe wird die Sehne als Ligamentum patellae bezeichnet.
Funktion
Die Kniescheibe hat 3 wichtige Funktionen: die Optimierung der Hebelverhältnisse, eine Bremsfunktion und eine Schutzfunktion.
Hebelwirkung
Eine funktionelle Aufgabe der Kniescheibe besteht darin, die Sehne des Quadrizeps so weit wie möglich vom Drehpunkt des Kniegelenks entfernt zu halten und so zu einer Verbesserung der Hebelverhältnisse im Bereich des Kniegelenks beizutragen.
Bremsfunktion
Die Kniescheibe ist ein wichtiges Element zur Verlangsamung einer Bewegung. Durch die Übernahme der Kraftübertragung von den Quadrizeps- und Kniebeugesehnen auf den Oberschenkelknochen spielt die Patella eine wichtige Rolle bei der Abbremsung von Vorwärtsbewegungen.
Schutzfunktion
Die Kniescheibe schützt das innere Kniegelenk bis zu einem gewissen Grad. Die Rückseite der Kniescheibe (Facies patellaris femoris) ist ebenso wie ihr Gleitlager am Oberschenkelknochen mit hyalinem Gelenkknorpel überzogen, um den Reibungswiderstand zu verringern.
Anomalien
Die Kniescheibe besteht zunächst aus Knorpel. Die Verknöcherung erfolgt von 3 Wachstumszentren aus, aber manchmal wachsen die Knochenteile nicht richtig zusammen, was zu einer Patella bipartita oder Patella tripartita führt. Dies muss keine Probleme bei der Funktion des Knies verursachen.
Kniescheibenreflex
Der Kniescheibenreflex (auch Kniesehnenreflex) ist ein schnelles Vorschwingen des Unterschenkels, das normalerweise durch einen Schlag auf die Kniescheibensehne ausgelöst wird, wenn das Bein schlaff gehalten und im Kniegelenk gebeugt wird. Die Bewegung ist auf eine Kontraktion des großen Streckmuskels an der Vorderseite des Oberschenkels zurückzuführen. Der Kniescheibenreflex kann lebhaft oder schwach sein und auf einer oder beiden Seiten auftreten. Er gibt Aufschluss darüber, ob das Rückenmark oder das Gehirn verletzt ist.
Pathologie
Entzündliche Veränderungen am Ansatz des Kniescheibenbandes können zur Ablösung der Kniescheibenspitze (Patellaspitzensyndrom, Larsen-Johansson-Krankheit) führen. Bei Störungen des Anpressdruckes der Kniescheibe in ihrem Gleitlager kommt es zu einer Unterversorgung des Knorpelüberzugs auf der Rückseite der Kniescheibe und damit zu Knorpelschäden (Chondropathia patellae).
Chronische Veränderungen des Kniescheibengelenkes (Arthrose) manifestieren sich zumeist hinter der Kniescheibe (Retropatellararthrose).
Kniescheibenverrenkung
Eine Patellaluxation ist eine Knieverletzung, bei der die Kniescheibe (Patella) aus ihrer normalen Position rutscht. Oft ist das Knie teilweise gebeugt, schmerzhaft und geschwollen. Die Kniescheibe ist auch oft verrutscht zu sehen und zu spüren. Zu den Komplikationen können ein Kniescheibenbruch oder Arthritis gehören.
Prävalenz: Eine Kniescheibenverrenkung tritt bei etwa 6 von 100 000 Menschen pro Jahr auf. Sie macht etwa 2 % der Knieverletzungen aus. Am häufigsten ist sie bei 10- bis 17-Jährigen. Die Häufigkeit bei Männern und Frauen ist ähnlich. Ein Rückfall nach einer ersten Verrenkung tritt bei etwa 30 % der Menschen auf.
Ursachen: Eine Kniescheibenluxation tritt typischerweise auf, wenn das Knie gestreckt ist und der Unterschenkel beim Drehen nach außen gebeugt wird. Gelegentlich tritt sie auf, wenn das Knie gebeugt ist und die Kniescheibe direkt getroffen wird. Zu den häufig assoziierten Sportarten gehören Fußball, Gymnastik und Eishockey. Verrenkungen treten fast immer außerhalb der Mittellinie auf. Die Diagnose wird in der Regel anhand von Symptomen gestellt und durch Röntgenaufnahmen unterstützt.
Die Behandlung erfolgt in der Regel durch Drücken der Kniescheibe in Richtung Mittellinie bei gleichzeitiger Streckung des Knies. Nach der Reposition wird das Bein in der Regel für einige Wochen in gerader Position geschient. Anschließend erfolgt eine Physiotherapie. Eine Operation nach einer ersten Luxation ist im Allgemeinen von unklarem Nutzen. Ein chirurgischer Eingriff kann angezeigt sein, wenn ein Bruch innerhalb des Gelenks vorliegt oder die Kniescheibe wiederholt ausgekugelt wurde.
Patellafraktur
Ein Kniescheibenbruch (Patellafraktur) ist ein Bruch der Kniescheibe. Zu den Symptomen gehören Schmerzen, Schwellungen und Blutergüsse an der Vorderseite des Knies. Es kann auch sein, dass eine Person nicht mehr gehen kann. Zu den Komplikationen können Verletzungen des Schienbeins, des Oberschenkels oder der Kniebänder gehören.
Prävalenz: Patellafrakturen machen etwa 1 % aller Knochenbrüche aus. Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Am häufigsten sind Menschen mittleren Alters betroffen. Die Behandlungserfolge sind im Allgemeinen gut.
Die Ursache ist in der Regel ein harter Schlag auf die Vorderseite des Knies oder ein Sturz auf das Knie. Die Kniescheibe kann auch indirekt gebrochen werden. So kann beispielsweise eine plötzliche Kontraktion des Quadrizepsmuskels im Knie die Kniescheibe auseinanderziehen. Die Diagnose wird anhand der Symptome gestellt und durch Röntgenaufnahmen oder MRT bestätigt.
Je nach Art der Fraktur kann die Behandlung mit oder ohne Operation erfolgen. Nicht verschobene Frakturen können in der Regel mit einem Gipsverband behandelt werden. Auch einige verschobene Frakturen können mit einem Gipsverband behandelt werden, solange die Person ihr Bein ohne Hilfe strecken kann. In der Regel wird das Bein in den ersten drei Wochen in einer geraden Position ruhiggestellt und darf dann zunehmend gebeugt werden. [Andere Arten von Frakturen müssen in der Regel operiert werden.